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Studie: BUGA 2029 wird das Image des Mittelrheintals verbessern

Das Obere Mittelrheintal hat noch Potenzial bei der Vermarktung als Urlaubsziel. Das zeigt eine repräsentative Analyse der ift Freizeit- und Tourismusberatung im Auftrag der Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz: Weniger als eine Autostunde entfernt geht der Bekanntheitsgrad massiv zurück. Das Image ist teilweise angestaubt. Aber für 67 Prozent der Befragten wird ein Besuch durch die Innovationen der BUGA 2029 voraussichtlich interessanter. Die Ergebnisse im Detail:

Bekanntheitsgrad Oberes Mittelrheintal
Grafik 1, Bekanntheit. Quelle: ift GmbH

Bei der Frage nach der Bekanntheit des Oberen Mittelrheintals geben zwar insgesamt zwei Drittel der Befragten an, die Region zu kennen, auch wenn sie eventuell noch gar nicht dort waren. Aber dieser Bekanntheitsgrad fällt ab einer Entfernung von rund 45 Fahrminuten mit dem Auto, was die Region einschließlich der Ballungsgebiete Rhein-Main und Köln-Bonn einschließt, deutlich. Außerhalb dieses Bereichs, in der als „bundesweit“ bezeichneten Teilnehmergruppe, kennen 44 Prozent noch nicht einmal den Namen „Oberes Mittelrheintal“. Das verdeutlicht die oben stehende „Grafik 1“.

Dass die Region mit dem Status Weltkulturerbe ausgezeichnet ist, wissen insgesamt 60 Prozent. In der Region und im Umkreis sind es 70 Prozent, bundesweit nur 49 Prozent. Bei der Reiseentscheidung derjenigen, die das Obere Mittelrheintal bereits besucht haben, spielte dies aber eine geringe Rolle: 17 Prozent insgesamt, 13 Prozent in der Region und 22 Prozent bundesweit.

Aus den Fragen zur Reiseerfahrung ergibt sich, dass rund zwei Drittel der Befragten, die das Obere Mittelrheintal kennen, es bereits besucht haben. Die meisten davon waren Tagesgäste: insgesamt 50 Prozent, 59 Prozent aus der Region und 39 Prozent bundesweit. Die am häufigsten besuchten Orte sind bei möglichen Mehrfachnennungen Koblenz (Innenstadt, Deutsches Eck) mit insgesamt 58 Prozent, Rüdesheim am Rhein (Niederwald-Denkmal) mit 55 Prozent, erneut Koblenz (Festung Ehrenbreitstein) mit 53 Prozent und Bingen mit 47 Prozent. Die besuchten Orte im zentraleren Oberen Mittelrheintal kommen neben der Loreley (39 Prozent) auf geringere Werte von 24 Prozent (Schloss Stolzenfels) bis 37 Prozent (Boppard).

Rund zwei Drittel der Befragten mit Reiseerfahrung können sich an positive Aspekte ihres Aufenthaltes erinnern. Etwas besonders gut gefallen hat den meisten Besuchern im Oberen Mittelrheintal, unabhängig von der Entfernung ihres Heimatortes: insgesamt 67 Prozent, regional 68 Prozent und bundesweit 66 Prozent. Positiv in Erinnerung geblieben sind vor allem die schöne Landschaft und Natur (34 Prozent), Burgen und Schlösser (10 Prozent) sowie Wein und Weinberge (7 Prozent). Negativ aufgefallen sind den Besuchern (zwei Nennungen) der Bahnlärm (13 Prozent) sowie die Qualität der Gastronomie (11 Prozent). Als „zu voll“ empfanden es 14 Prozent der befragten Gäste.

Reisemotive Oberes Mittelrheintal
Grafik 2, Reisemotive. Quelle: ift GmbH

Die Besuchsabsichten zeigen ein positives Ergebnis: Mehr als 90 Prozent der Befragten, die die Destination zumindest dem Namen nach kennen, können sich grundsätzlich vorstellen, das Welterbe Oberes Mittelrheintal zum ersten Mal oder erneut zu besuchen: insgesamt 94 Prozent, regional 95 Prozent und bundesweit 92 Prozent. Der Anteil der Entschlosseneren unter ihnen („kommt auf alle Fälle in Frage“) ist allerdings geringer: insgesamt 57 Prozent, regional 64 Prozent und bundesweit 49 Prozent.

Bezüglich der Reisemotive sind sich die Gäste aus der Region und aus dem restlichen Bundesgebiet weitgehend einig, wie die oben stehende „Grafik 2“ zeigt. Ganz oben auf der Prioritätenliste stehen Erholung und Entspannung, der Besuch von Burgen und Schlössern sowie ganz einfach Abstand vom Alltag gewinnen. Es folgen Aktivitäten wie Radfahren und Wandern, Schifffahrten und Weingenuss.

Einfluss BUGA 2029 im Oberen Mittelrheintal
Grafik 3, BUGA 2029. Quelle: ift GmbH

Bei der Frage nach den Eigenschaften des Oberen Mittelrheintals werden einige Kratzer am Image deutlich. Zwar gibt es positive Werte wie „einzigartig“, „romantisch“ oder „sympathisch“. Aber es gilt auch als überaus „altmodisch“, „wenig innovativ“ und keinesfalls „jung“. Kritische Stimmen gibt es auch in Bezug auf die Verkehrssituation. Diese Faktoren stellen die Zukunftsfähigkeit als Tourismusdestination infrage.

Den dringend erforderlichen Innovationsschub erwarten die Befragten von der BUGA 2029 im Oberen Mittelrheintal: innovative und nachhaltige Mobilitätsangebote zu Wasser und zu Lande, innovative Angebote für Bürger und Gäste, ein besseres touristisches Angebot sowie ein insgesamt positiveres Image der Region. Hinzu kommt der Wunsch nach Lösungsansätzen, um den negativen Folgen des Klimawandels zu begegnen.

Erfreuliche 67 Prozent der Befragten, die die Region kennen, gehen davon aus, dass die BUGA 2029 einen Besuch des Oberen Mittelrheintals interessanter machen wird (Grafik 3). Darin sind sich in der Gesamtheit die Besucher aus der Region mit denen aus dem restlichen Bundesgebiet einig. Schon jetzt können sich immerhin 72 Prozent der Befragten vorstellen, die BUGA 2029 zu besuchen. Aus der Region sind es 74 Prozent, bundesweit 70 Prozent.

Bei der Vermarktung sollte der Fokus also auf eine innovative, gastfreundliche und entschleunigende Kultur- und Naturlandschaft mit zahlreichen Besucherattraktionen gelegt werden. Erfolgreich gegen die Konkurrenz anderer Destinationen kann die Region nur als Ganzes bestehen. Kleinteilige Tourismusstrukturen sind dabei hinderlich. Zu diesem Ergebnis kommt auch die Enquete-Kommission „Tourismus RLP“ des Landtages in ihrem Abschlussbericht: Die Kommission erwartet im Zuge der BUGA 2029, „ dass die beteiligten Kommunen und die Region diese Chance durch eine koordinierte und zielorientierte Zusammenarbeit nutzen. Kleinteilige Strukturen, insbesondere im Tourismusbereich, müssen hinterfragt und überwunden werden.“

Die Befragung der ift Freizeit- und Tourismusberatung GmbH erfolgte im Juli 2020. Mit insgesamt 1.127 registrierten Teilnehmern ist sie bevölkerungsrepräsentativ nach Alter und Geschlecht. Die Befragten sind zwischen 18 und 69 Jahren alt.

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