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Neugestaltung von Gartenanlagen: Beispiele aus aller Welt

Es sind Bilder, die zum Träumen einladen: Die Macher der Burggärtenstudie für die BUGA 2029 haben sich nicht nur im Oberen Mittelrheintal umgesehen und ausformuliert, wie Gärten professionell und behutsam verschönert und touristisch erschlossen werden könnten. Die Studie zeigt Beispiele aus Belgien und der Schweiz, Italien und Frankreich, den Niederlanden und Norwegen.

Die vorliegende Studie untersucht die Quellenlage und das historische Potential der Burggärten im Oberen Mittelrheintal und entwickelt darauf aufbauend ein Rahmenkonzept. Die Erkenntnisse und Ziele sollen dazu dienen, das Bild des Weltkulturerbes Oberes Mittelrheintal noch breiter zu fächern, aber auch zur Steigerung der Attraktivität der Region beizutragen. Da in vielen Fällen die historische Quellenlage dünn ist, ist es notwendig, auch darüber hinaus sinnvolle Konzepte anbieten zu können. In mancher Situation kann auch, trotz vorliegender historischer Quellen, eine Neuinterpretation oder Neuanlage sinnvoll erscheinen. 

Für die weitere Bearbeitung des Themas Burggärten sollen daher einige Beispiele aufgeführt werden, wie mit verschiedenen Gegebenheiten umgegangen werden kann. Zur einfachen Nachvollziehbarkeit wird in A) Gartenanlagen im gebauten Kontext und B) Gartenanlagen in starker Relation zur Landschaft unterschieden.

Wiedererkennungswert 

Osteinscher Niederwald, Rüdesheim, DieLandschaftsarchitekten
Osteinscher Niederwald, Rüdesheim, DieLandschaftsarchitekten
Osteinscher Niederwald, Rüdesheim, VSG | Oana Szekely
Osteinscher Niederwald, Rüdesheim, VSG | Oana Szekely

Inwertsetzung der historischen Gartenanlage durch die Integration eines durchdachten Leitsystem mit identitätstiftender Gestaltung am Beispiel des Osteinschen Niederwalds. 

Zusammen mit einer Designagentur wurde durch das Büro DieLandschaftsarchitekten eine Wegleitsystem etabliert, welches zur Orientierung dient und die Besucher über die Geschichte des Ortes informiert. Dieses Konzept findet sich ebenfalls in Ausstattungselementen und Printmedien wieder.

Architektonisch-gärtnerische Gestaltungen 

Franzenfeste, Bozen, Italien, Markus Scherer Architekten
Franzenfeste, Bozen, Italien, Markus Scherer Architekten
Fort Saint Jean, Lyon, Frankreich, In Situ Landscape Architects
Fort Saint Jean, Lyon, Frankreich, In Situ Landscape Architects

Hierbei handelt es sich in erster Linie um gärtnerische oder landschaftsarchitektonische Gestaltungen, die in direktem Bezug zu der Burganlage stehen. Oft finden sich solche Anlagen im Inneren der Burg, manchmal aber auch an Kleinarchitekturen in Landschaftsgärten. Pflanzungen können genutzt werden, um räumliche Eigenheiten stärker herauszuarbeiten, sowie den Charakter entsprechend der Entwicklungsziele der Burganlage zu verstärken. 

Erlebbarmachung der Burganlage durch einfache Sanierung der Freianlagen am Beispiel der Franzensfeste und des Fort Saint Jean. 

Beide Festen wurden mit einfachen Maßnahmen erlebbar gemacht. Bereiche mit extensiver Pflege werden durch aktiv bespielbare Flächen ergänzt. Kinder kommen durch die spielerische Erfahrung der Burg voll auf ihre Kosten. Die Festungsanlagen bleiben in ihrem Charakter als Ruine erhalten und neuzeitliche Elemente wie die eisernen Stege werden auch vom Laien als solche wahrgenommen. 

Künstlerische Gestaltungen 

Kirchenneuinterpretation, Booglon, Belgien
Kirchenneuinterpretation, Booglon, Belgien
Le passage, Cornelia Konrads, Domaine de Chaumont-sur-Loire
Le passage, Cornelia Konrads, Domaine de Chaumont-sur-Loire
Historischer Friedhof, Winterthur, Schweiz
Historischer Friedhof, Winterthur, Schweiz

In Fällen, bei denen die Sanierung oder Wiederherstellung nicht erwünscht ist, kann der Ort auch durch künstlerische Maßnahmen an seinen Ursprung erinnern. Die künstlerische Freiheit erlaubt es dem Ort Vergangenes zu entdecken, aber auch neue Ebenen hinzuzufügen. 

Landschafts- und Gartenerlebnis 

Green Road Works, Utrecht, Holland, RedScape
Green Road Works, Utrecht, Holland, RedScape
Kloster Lorsch, Lorsch, Topotek 1 + DieLandschaftsarchitekten
Kloster Lorsch, Lorsch, Topotek 1 + DieLandschaftsarchitekten

Der starke Bezug der Burggärten und des Umfelds der Burganlagen zur Landschaft öffnet großen Spielraum für großmaßstäbliche Projekte. Alte Festungsgrenzen, wie z. B. bei der Burg Rheinfels, können somit erlebbar gemacht werden, ohne dass bauliche Maßnahmen durchgeführt werden müssen. Die Vereinbarkeit mit dem Naturschutz ist im Einzelfall zu prüfen. Diese Projekte sollten jedoch in eine Gesamtkoordination zum Oberen Mittelrheintal eingehen und mit anderen Projekten, insbesondere touristischen Aktivitäten, abgestimmt werden. Die Burggärten durch solche Projekte Teil des Landschaftsbilds werden zu lassen, wird für die Entwicklung des Rheintals aus kultureller Sicht als postitiv gewertet. 

Fernwirkung in der Landschaft 

Skywalk, Arnbruck
Skywalk, Arnbruck
Stegastein, Vattnahalsen Norwegen (Foto: Saunders Architecture)
Stegastein, Vattnahalsen Norwegen (Foto: Saunders Architecture)

Die Burggärten und die sie umgebende Kulturlandschaft werden nicht nur aus der Nähe wahrgenommen, sondern auch aus der Distanz. Das Rheintal und seine Seitentäler bieten durch die sich oft gegenüberliegenden Hänge gute Möglichkeiten zur wechselseitigen Wahrnehmung. 

An diesen Hängen bietet sich die Errichtung von einer Vielzahl von möglichen Aussichtspunkten an. Sofern diese als attraktive Plätze gestaltet werden, kann dies zu erheblich zu höheren Besucherzahlen beitragen. Als Beispiele dienen hier Projekte in Österreich oder Norwegen, wo Serien von Aussichtspunkten geschaffen wurden, die eng untereinander vernetzt sind. 

Empfehlungen zur Fortsetzung 

Da der kulturelle Wert der Burggärten außerordentlich hoch ist, sollte deren Inwertsetzung eine hohe Priorität besitzen. Aufgrund der Privatisierung vieler Anlagen wird empfohlen, bei der Förderung von Maßnahmen auf die öffentliche Zugänglichkeit der Anlagen zu achten. Generell sollten private Initiativen gefördert werden, vor allem wenn sie im Sinne des Denkmalschutzes durchgeführt werden oder das Landschaftsbild aufwerten. 

Die vorliegende Studie ist als erster Anstoß zur Inwertsetzung der Burggärten im Oberen Mittelrheintal zu verstehen. Es werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie sich die Burggärten in Zukunft entwickeln können. Um die touristischen Möglichkeiten weiter auszuschöpfen, sollten in Zukunft noch weitere Gartenanlagen untersucht werden. Im Zusammenhang der Burggärten ist immer wieder aufgefallen, dass sich aus freiraumplanerischer Sicht die Grenze nicht immer genau ziehen lässt. Insbesondere in Verbindung zu historischen Stadtbefestigungen, Schlossgärten und Klosteranlagen lassen sich enge Beziehungen finden. Für den Managementplan und ebenso als vorbereitende Studie der BUGA 2029 müssen diese Beziehungen untersucht werden, um konkrete Aussagen zur Inwertsetzung treffen zu können. 

Um das Interesse an neuen Projekten zu steigern, insbesondere für private Eigentümer, wird die Durchführung eines Pilotprojekts ausdrücklich empfohlen. Die exemplarische Aufarbeitung der Historie eines Burggartens mit professioneller Unterstützung der zuständigen Akteure kann eine Initialzündung für alle Burggärten im Oberen Mittelrheintal sein. Die anschließende Umsetzung der Maßnahmen wird auch von Besuchern deutlich wahrgenommen. Solch ein Projekt stellt eine erste Initiative zur BUGA 2029 dar.

  • Unsere Serie widmet sich den Burggärten im Welterbe Oberes Mittelrheintal auf Basis der 2019 vom rheinland-pfälzischen Innenministerium vorgestellten Studie (PDF). Zugunsten der Lesbarkeit im Web wurde diese Darstellung gegenüber dem PDF gekürzt. Die Serie im Überblick:
  1. Die Burggärten im Welterbetal
  2. Was sind überhaupt Burggärten?
  3. Quellen und Materialien
  4. Die Burganlagen im Überblick
  5. Die bauliche Entwicklung der Burgen
  6. Wo es Burggärten gibt
  7. Gartenhistorische Epochen
  8. Aktuelle Situation der Burggärten
  9. Die Besonderheiten
  10. Was Entwicklungsziele sein könnten
  11. Burgen und Burggärten als „Perlenkette“
  12. Beispiele überarbeiteter Gärten aus aller Welt

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