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Impulse: Wie die Bundesgartenschau 2011 in Koblenz wirkte

Mehr Besucher als die Fußball-WM 2006! Mit einer perfekten Gesamtinszenierung traf die Gartenschau am Deutschen Eck nicht nur den Nerv der BUGA-Kernzielgruppe. Das kann im Oberen Mittelrheintal ebenfalls gelingen.

3,6 Mio. Menschen besuchten die Koblenzer Bundesgartenschau. Im Bild die großen Wechselflorflächen vor dem Schloss. (Foto: Piel media)
3,6 Mio. Menschen besuchten die Koblenzer Bundesgartenschau. Im Bild die großen Wechselflorflächen vor dem Schloss. (Foto: Piel media)

Für Koblenz und die Koblenzer war die vom 15. April bis zum 16. Oktober 2011 währende BUGA ein echtes Sommermärchen – sogar eines, das die Erwartungen bei Weitem übertraf. In die Anlagen der BUGA 2011 kamen mehr Besucher als in die Stadien der Fußball-WM. Insgesamt 3,6 Millionen Menschen besuchten die Koblenzer Gartenschau – rund 2 Millionen Besuche waren erwartet worden. Daran hatten die begeisterten Koblenzer, deren Stimmung die Veranstaltung vom Anfang bis zum Ende trug, selbst einen gewichtigen Anteil. Mehr als sechs Mal besuchte jeder einzelne Einwohner der Stadt durchschnittlich die Gartenschau. Ein Rekordwert, ebenso wie die 77.000 verkauften Dauerkarten.

Die Festung Ehrenbreitstein in Koblenz, links die Seilbahn zum Festungsplateau, rechts unten die Pagerie und der Dikasterialbau des ehemaligen Schlosses Philippsburg. (Foto Holger Weinandt - Eigenes Werk, CC)
Die Festung Ehrenbreitstein in Koblenz, links die Seilbahn zum Festungsplateau, rechts unten die Pagerie und der Dikasterialbau des ehemaligen Schlosses Philippsburg. (Foto Holger Weinandt – Eigenes Werk, CC)

Erfolgsfaktoren der ersten Bundesgartenschau in Rheinland-Pfalz

Ein wichtiger Erfolgsbaustein war 2011 auch die rechtzeitig zur BUGA abgeschlossene Generalsanierung und Neupositionierung der Festung Ehrenbreitstein als Veranstaltungs- und Erlebnisort.

Worauf war der Erfolg dieser ersten Gartenschau in Rheinland-Pfalz zurückzuführen? Ihre Bühne lag im Herzen der Stadt und zudem inszenierte sie mit dem Deutschen Eck, dem Rhein, dem Kurfürstlichen Schloss und der Festung Ehrenbreitstein Bereiche, die für Koblenz identitätsstiftend sind und in dieser Funktion durch die BUGA erheblich gestärkt wurden. So sorgte die schon für sich allein genommen spektakuläre Seilbahn von der Kirche St. Kastor zur Festung Ehrenbreitstein, die als Markenzeichen das Bild der BUGA prägte, dafür, dass der »abseits gelegene Klotz auf der anderen Seite« in den Stadt- und Erlebnisraum am Zusammenfluss von Rhein und Mosel integriert wurde. Mit der Seilbahn eroberten die Koblenzer die Festung für ihre Stadt zurück.

Bühne war die BUGA auch für ein außergewöhnlich umfangreiches Veranstaltungsprogramm, das den Koblenzern immer wieder Anlässe lieferte, die BUGA zu besuchen. Keine BUGA konnte außerdem jemals annähernd so viele Übernachtungen von Gästen generieren, die nur wegen der Gartenschau anreisten. Aus der latenten Bereitschaft, dem Tor zum Oberen Mittelrheintal einen Besuch abzustatten, wurden erst durch den Impuls dieses Großevents tatsächlich durchgeführte Reisen – ein Effekt, der in Top-Städtereisezielen ausbleibt. Die BUGA 2029 im Oberen Mittelrheintal wird genau diese Standortqualität ebenfalls ausspielen können.

Die Rheinstufen in Koblenz wurden zur Gartenschau geschaffen. (Foto: RMP)
Die Rheinstufen in Koblenz wurden zur Gartenschau geschaffen.
(Foto: RMP)

Ein wich­tiger Erfolgs­baustein war 2011 auch die recht­zeitig zur BUGA abge­schlossene General­sanierung und Neu­posi­tionierung der Festung Ehren­breit­stein als Veranstaltungs- und Erlebnis­ort. Diese Maßnahme ist ein Parade­beispiel dafür, wie eine Garten­schau als Impuls­geber wirken kann. So standen einem Gesamtbudget der BUGA von 102 Millionen Euro Gesamtinvestitionen des öffentlichen und privaten Sektors von 500 Millionen Euro gegenüber. Geld, das langfristig wirkt. Die Seilbahn dient heute nicht nur Besuchern von Stadt und Festung als Transportmittel und Attraktion, sondern auch als öffentliches Verkehrsmittel zum Erreichen des Festungsparks als Naherholungsraum oder der Innenstadt als Ziel von Pendlern aus rechtsrheinischen Stadtteilen. Bedeutend waren zahlreiche Begleitinvestitionen, wie die autofreie Umgestaltung des Konrad-Adenauer-Ufers, die Sanierung des Deutschen Ecks, die Neuordnung der Schiffsanlegestellen, der Umbau des Zentralplatzes und des Kurfürstlichen Schlosses, die Umgestaltung des Clemensplatzes vor dem Theater, die Sanierung der Jugendherberge in der Festung Ehrenbreitstein, der Neubau von zwei Hotels im Stadtzentrum durch private Investoren oder die Umgestaltung des Campingplatzes Lützel.

Zusammen haben diese Maßnahmen sowie die infolge der BUGA entstandenen hochwertigen Freiflächen Koblenz als Stadt lebenswerter und als Destination attraktiver gemacht. Letzteres wird eindrucksvoll durch die gestiegene touristische Nachfrage in Koblenz belegt. Das gilt für Übernachtungszahlen, Städteführungen und vor allem die Besuchszahlen der Festung Ehrenbreitstein, die heute um die 700.000 pro Jahr betragen – das ist ein Mehrfaches der Vor-BUGA-Zeit.

Öffentliche und private Investitionen im Zuge der BUGA Koblenz 2011

Die Begeisterung für die BUGA Koblenz und deren positive Auswirkungen sind bis heute spürbar.

  • Sanierung der Festung Ehrenbreitstein
  • Ufermauersanierung
  • Umgestaltung Konrad-Adenauer-Ufer
  • Sanierung Deutsches Eck
  • Umbau Umfeld Deutsches Eck
  • Neuordnung der Schiffsanlegestellen
  • Umbau des Zentralplatzes
  • Umbau des Kurfürstlichen Schlosses
  • Umgestaltung Clemensplatz vor dem Theater
  • Sanierung der Jugendherberge in der Festung Ehrenbreitstein
  • Neubau von zwei Hotels im Stadtzentrum durch private Investoren
  • Hochwasserschutz für die Stadtteile Lützel, Wallersheim und Neuendorf
  • Umgestaltung Campingplatz Lützel
Luftbild der Schlossanlage der Kurfürstlichen Residenz während der Bundesgartenschau 2011. (Foto Thomas Frey, Fotografie + Video)
Luftbild der Schlossanlage der Kurfürstlichen Residenz während der Bundesgartenschau 2011. (Foto Thomas Frey, Fotografie + Video)

Grundlage für die Idee BUGA 2029

Der Geist der Bundesgartenschau wird durch die jährlich stattfindende »Koblenzer Gartenkultur« lebendig gehalten. Wie identitätsstiftend die BUGA wirkte, zeigt auch der über 1.000 Mitglieder starke Verein »Die Freunde der Bundesgartenschau Koblenz 2011 e. V.«. Dieser trägt neben der Durchführung von Veranstaltungen durch ehrenamtliches Engagement wesentlich zur Pflege der Blumen- und Staudenpflanzungen auf den früheren BUGA-Flächen bei. Ihr weiterhin sehr guter Zustand prägt beispielsweise das Bild im Festungspark.

Die Begeisterung für die BUGA Koblenz und deren positive Auswirkungen sind also bis heute spürbar. Diese Erfolgsgeschichte ist Grundlage für die Idee der BUGA 2029, die 18 Jahre nach Koblenz ein neues Sommermärchen in der sagenumwobenen Landschaft des Oberen Mittelrheintals schreiben könnte.

Zusammenfassung

Die BUGA 2011 in Koblenz war mit rund 3,6 Millionen Besuchern die bisher erfolgreichste Gartenschau. Sie verdankte diesen Erfolg der Begeisterung der Einwohner, denen die BUGA identitätsrelevante Stadträume zurückgab, aber auch ihrer Einbettung in die touristisch attraktive Welterbe-Region des Mittelrheins sowie spektakulären Attraktionen jenseits der gärtnerischen Kernkompetenz.

  • In unserer Serie beleuchten wir auf Basis der Machbarkeitsstudie (PDF 2031, Ergänzung 2029) die Möglichkeiten und Auswirkungen der Bundesgartenschau 2029 im Oberen Mittelrheintal. Bisher erschienen:
  1. Familie Schmidt besucht die BUGA
  2. Impulse für das Obere Mittelrheintal
  3. So war es bei der Landesgartenschau 2008 in Bingen
  4. So war es bei der Bundesgartenschau 2011 in Koblenz
  5. So war es bei der Bundesgartenschau 2015 in der Havelregion
  6. Eine dezentrale BUGA – geht das?
  7. Besonderheiten und Potenziale
  8. Landschaft: Wasser, Wald, Fels und Wein
  9. Die Wiege des Tourismus
  10. Infrastruktur: Fluch und Segen zugleich
  11. Orts- und Regionalentwicklung
  12. Das Unesco-Welterbe
  13. Organisationsmodell und Planungsprozess
  14. Partizipation
  15. Planungsgrundlagen
  16. Ziel- und Erfolgskriterien
  17. Flächenmeldung und Einordnung
  18. Leitlinien
  19. Verbundräume
  20. Auf dem Rhein
  21. Das ganze Tal bespielen
  22. Konzept für die BUGA 2029
  23. Qualifizierung und Auswahl von Schwerpunktstandorten und -projekten
  24. Standorte im Nördlichen Tal
  25. Standorte im Zentralen Tal
  26. Standorte im Südlichen Tal
  27. Mobilitätskonzept
  28. Veranstaltungskonzept
  29. Touristische Infrastruktur
  30. Weitere Projektideen
  31. Was bleibt?

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