BUGA-Veranstaltungen bieten die Bühne, die Welterbe-Region in ihrer ganzen Vielfalt zu präsentieren.

Die Bundesgartenschau im Oberen Mittelrheintal beschreitet neue Wege: mit innovativen Ausstellungsformaten wie den schwimmenden Blumenhallen, anders gedachten Mobilitätsangeboten wie den Wassertaxis und nicht zuletzt mit dem Mut, eine über zwei Bundesländer reichende Fläche von 620 Quadratkilometern zum Schauplatz zu erklären. Mutig deshalb, weil mit der Einbeziehung der gesamten Welterbe-Region der Anspruch verbunden ist, die BUGA auch tatsächlich in diese Fläche hineinzutragen und in der Breite der lokalen Ebene wahrnehmbar zu machen.
Das Veranstaltungskonzept soll die Bevölkerung am Standort einbinden.
Das ist die Aufgabe des Veranstaltungskonzepts, dessen Pflichtenheft somit über das hinausweist, was bisheriger BUGA-Standard ist. Die BUGA muss Berichts- und Besuchsanreize insbesondere für Wiederholungsbesuche schaffen, Unterhaltung während des Besuchs bieten, Anknüpfungspunkte für touristische Pakete der Leistungsträger bereitstellen, Frequenzen steuern und eine Plattform bieten, um die Bevölkerung am Standort der Ausstellung einzubinden.
Erweiterte Dezentralität
Die Kern-Ausstellungsbereiche der BUGA 2029 werden an wenigen Standorten, in räumlich begrenztem Umfang vor einer hochattraktiven landschaftlichen Kulisse realisiert. Das erfordert und ermöglicht es, die dezentrale Grundidee der BUGA im Oberen Mittelrheintal beim Veranstaltungskonzept noch breiter aufzufächern. Die BUGA 2029 kann tatsächlich zum Schaufenster des kulturellen Lebens der gesamten Region werden, wenn sie sich nicht auf die Ausstellungsbereiche konzentriert, sondern auch die Zwischenräume intensiv bespielt.
Die »Schwimmenden Blumenhallen« fungieren dabei als Schnittstelle zwischen Ausstellungs- und Veranstaltungskonzept, denn sie lösen die räumliche Fixierung der zentralen BUGA-Infrastruktur auf und wandeln sich von der tradierten Dauerausstellungsfläche zum temporären Ereignis an vielen unterschiedlichen Orten. So werden punktuell Impulse entlang des Talverlaufs gesetzt. Die Zwischenräume, die Talhänge und die Höhenbereiche werden durch das Veranstaltungskonzept bespielt.
Dies sieht demzufolge kein intensives Programm in den Kernzonen bzw. Schwerpunktbereichen der Ausstellung vor. Ein Novum, aber kein Wagnis, denn noch nie fanden sich die zentralen gärtnerischen Ausstellungsbereiche einer Bundesgartenschau in einem so einmaligen kulturlandschaftlichen Setting wieder. Diese Konstellation ermöglicht Spielraum anderswo.

Fünf Ebenen für ein Veranstaltungskonzept
Der Spielraum des Veranstaltungskonzeptes muss auf fünf Ebenen genutzt werden:
Drei BUGA-Bühnen
Die 1. Ebene bilden die zentralen BUGA-Bühnen Festung Ehrenbreitstein, Loreleybühne und Kulturufer Bingen. Sie fungieren als Ankerpunkte im Randbereich und führen Besucher an die Kernzonen heran. Hier sind große, besucherstarke Veranstaltungen möglich, ohne Infrastruktur und Anwohner im engeren Talbereich zu sehr zu belasten. Zudem kann auf bestehende Strukturen aufgesetzt werden, ganz im Sinne des Anspruchs einer nachhaltigen BUGA 2029.
In allen Kommunen sollen zwischen April und Oktober 2029 Events unter dem Dach der BUGA stattfinden können. Vorrangig sollten dies bereits erfolgreich etablierte Veranstaltungen sein.
Feste und Events

Die Kommunen der Welterbe-Region sind die 2. Ebene des Veranstaltungsprogramms. In allen Kommunen sollen zwischen April und Oktober 2029 Events unter dem Dach der BUGA stattfinden. Vorrangig sollten dies bereits erfolgreich etablierte Veranstaltungen sein, wie z. B. Kirschblütenfeste, das Weinfest Boppard, lokale Weinfeste, der 4-Täler-Markt Bacharach oder die Lorcher Kulturtage – insbesondere, wenn sich ein thematischer Bezug zur BUGA herstellen lässt. Für die Präsenz in der Breite sollen aber auch neue Formate entwickelt werden, wo immer das erforderlich ist. Wichtig: Die Veranstaltungen sollten tagsüber zu den BUGA-Öffnungszeiten stattfinden und sie müssen auch für BUGA-Besucher ohne eigenes Auto erreichbar sein. Das muss das Mobilitätskonzept berücksichtigen. Außerdem sollen die Kommunen die Möglichkeit haben, sich jeweils mindestens einen Tag lang auch auf den Hauptbühnen zu präsentieren, z. B. mit besonderen Aktionen oder Veranstaltungen im Rahmen einer BUGA-Partnerreihe »Bacharach, St. Goarshausen, Lorch, Lahnstein … auf der BUGA!«
Tal-Veranstaltungen

Für die Stärkung des Gemeinschaftsgefühls kommt der 3. Ebene des Veranstaltungskonzeptes eine besondere Bedeutung zu: Veranstaltungen, die kommunenübergreifend stattfinden. Hierzu zählen selbstverständlich bestehende Erfolgsmodelle wie Tal Total, RheinLeuchten und Rhein in Flammen. Die BUGA 2029 soll aber den Impuls geben, neue gemeinsame Eventformate zu entwickeln. Ob das ortsübergreifende Weinfeste, gemeinsame Erntedankfeste oder ein kulturell orientiertes Festival der Rheinromantik sein werden, steht heute noch nicht fest. Entsprechende Ideen zu konkretisieren und umzusetzen, wird Aufgabe des Qualifizierungs- und Beteiligungsprozesses der kommenden Jahre sein.
Integration in die Regionen

Eine Integration der weiter gefassten Region Mittelrhein erfolgt über die 4. Ebene des Veranstaltungskonzepts. Sie bindet wichtige, auch überregional bedeutende Veranstaltungen beispielsweise im unteren Mittelrheintal (Beethovenfest in Bonn) oder auch im Rheingau (wie z.B. das Rheingau Musik Festival) und den umliegenden Landkreisen in Hunsrück oder Westerwald ein. So stärkt diese Ebene nicht nur die regionale Identität, sondern stellt die BUGA in den Kontext bekannter »Marken«, was der gärtnerischen Leistungsschau auch neue Zielgruppen erschließen könnte.
Neue Veranstaltungsformen
Ergänzend zu den vier Veranstaltungsebenen muss die BUGA als 5. Ebene auch neue Veranstaltungsformen entwickeln, um Tagesgäste begeistern zu können.
Landart oder Lichtinstallationen sollen das Veranstaltungs- und Ausstellungskonzept abrunden. Die Inszenierung von Kulturlandschaft und Naturkulisse soll die BUGA 2029 zu jeder Tageszeit auch für all jene Reisenden im Oberen Mittelrheintal sichtbar machen, die andere Anlässe als ein BUGA-Besuch in die Welterbe-Region führt: Passagiere der Kreuzfahrtschiffe, Zugreisende oder Wanderer.

- In unserer Serie beleuchten wir auf Basis der Machbarkeitsstudie (PDF 2031, Ergänzung 2029) die Möglichkeiten und Auswirkungen der Bundesgartenschau 2029 im Oberen Mittelrheintal. Bisher erschienen:
- Familie Schmidt besucht die BUGA
- Impulse für das Obere Mittelrheintal
- So war es bei der Landesgartenschau 2008 in Bingen
- So war es bei der Bundesgartenschau 2011 in Koblenz
- So war es bei der Bundesgartenschau 2015 in der Havelregion
- Eine dezentrale BUGA – geht das?
- Besonderheiten und Potenziale
- Landschaft: Wasser, Wald, Fels und Wein
- Die Wiege des Tourismus
- Infrastruktur: Fluch und Segen zugleich
- Orts- und Regionalentwicklung
- Das Unesco-Welterbe
- Organisationsmodell und Planungsprozess
- Partizipation
- Planungsgrundlagen
- Ziel- und Erfolgskriterien
- Flächenmeldung und Einordnung
- Leitlinien
- Verbundräume
- Auf dem Rhein
- Das ganze Tal bespielen
- Konzept für die BUGA 2029
- Qualifizierung und Auswahl von Schwerpunktstandorten und -projekten
- Standorte im Nördlichen Tal
- Standorte im Zentralen Tal
- Standorte im Südlichen Tal
- Mobilitätskonzept
- Veranstaltungskonzept
- Touristische Infrastruktur
- Weitere Projektideen
- Was bleibt?
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