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Verbundräume: So wird die BUGA 2029 mehr als ein Strohfeuer

Ehrenamtliche Strukturen in Verwaltungen, viele Angebote der Daseinsfürsorge in direkter Nachbarschaft, »Kirchturmdenken« und keine abgestimmte Strategie in der Entwicklung: Die interkommunale Kooperation muss besser werden!

Plan der fünf Verbundräume.
Plan der fünf Verbundräume.

Es gibt eine Vielzahl von Kooperationsmöglichkeiten, die im Laufe der Zeit in der Region diskutiert worden sind. Im Zuge der BUGA 2029 bietet sich erneut eine Möglichkeit, die dringend notwendige interkommunale Zusammenarbeit auszubauen. Unter der Führung der BUGA 2029 GmbH werden Flächen und Infrastrukturen geschaffen, die der Region langfristig erhalten bleiben sollen. In diesem Zusammenhang werden bereits über kommunale Grenzen hinweg gemeinsame Entscheidungen getroffen und eine professionelle Zuarbeit in der BUGA 2029 GmbH erprobt.

Darüber hinaus gibt es viele weitere Aufgabenfelder, in denen eine Kooperation intensiviert werden sollte. Ein Ansatz hierzu könnte sein, aus der Genese der Raumstruktur, den Entfernungen und jeweiligen Aufgabenfeldern räumliche Einheiten zu definieren. In diesen können unter der Steuerung einer übergeordneten Einheit reelle Kooperation und Angebote der Daseinsfürsorge geleistet werden.

Ein Lösungsansatz kann die Profilierung und Zusammenarbeit in Verbundräumen sein.

Hierzu gibt es die Überlegung zur Bildung folgender Einheiten:

  • Mittelrheinstadt-Verbundraum: Lahnstein, Braubach mit Rhens, Brey, Spay
  • Kulturbogen-Verbundraum: Boppard mit Osterspai, Filsen, Kamp-Bornhofen, Bad Salzig
  • Rheinfelsen-Verbundraum: Loreley mit St. Goarshausen, St. Goar und Urbar
  • Rheinseitentäler-Verbundraum: Oberwesel, Bacharach und Lorch
  • RheinWeinWald-Verbundraum: Rüdesheim, Bingen mit Trechtingshausen und Assmannshausen
Der wirtschaftlich prosperierende Süden (Bingen) und städtischer Einfluss im Norden von Koblenz. (Foto: Fotolia.com/Matthias)
Der wirtschaftlich prosperierende Süden (Bingen) und … (Foto: Fotolia.com/Matthias)
Die dazwischenliegenden dünn besiedelten Gebiete haben ganz andere Ausgangssituationen. (Foto: Piel media)
…städtischer Einfluss im Norden von Koblenz. Die dazwischenliegenden dünn besiedelten Gebiete haben ganz andere Ausgangssituationen. (Foto: Piel media)

Priorisierung der Verbundräume und klare Definition von Zwischenräumen

Somit wäre unter dem Dach der Welterbe-Region eine Sequenzierung des Talraums in fünf in sich relativ homogene Räume gegeben. Aufgrund des täglichen Gebrauchs und der unterschiedlichen Nutzungsausrichtung unterscheiden sich diese Räume deutlich von der Segmentierung eines Erlebnisraums aus touristischer Sicht. Einerseits wird mit den Verbundräumen dem Umstand Rechnung getragen, dass die Strukturen entlang der 67 Flusskilometer starke Unterschiede aufweisen und sich das Welterbe-Gebiet nicht »über einen Kamm scheren« und als Einheit entwickeln lässt. Der städtische Einfluss im Norden und der wirtschaftlich prosperierende Rheingau mit Bingen im Süden sorgen für ganz andere Ausgangsbedingungen, als sie die eher dünn besiedelten Räume im zentralen Tal aufweisen, die – von wenigen Ausnahmen abgesehen – mit starken Problemen zu kämpfen haben.

Andererseits kann mit den Verbundräumen das Ziel erreicht werden, größere, effizientere und schlagkräftigere Einheiten zu schaffen – beispielsweise im Hinblick auf Verwaltung, Daseinsvorsorge sowie Entwicklungsstrategien für Wirtschaft und Wohnen. Sind die Strukturen einer interkommunalen Zusammenarbeit erst einmal etabliert, dürfte die Liste gemeinsamer Handlungsfelder noch deutlich auszuweiten sein.

Weniger Breite im Angebot, dafür deutlich höhere Qualität

Zukunftsvision Wassertaxi – um den Kommunen eine Bündelung von Angeboten zu ermöglichen, kommt der besseren Verbindung der beiden Rheinufer eine große Bedeutung zu. (Foto: fotografci/Fotolia (Montage)
Zukunftsvision Wassertaxi – um den Kommunen eine Bündelung von Angeboten zu ermöglichen, kommt der besseren Verbindung der beiden Rheinufer eine große Bedeutung zu. (Foto: fotografci/Fotolia (Montage)

Keine Frage: Ein solcher Weg erfordert ein neues Denken. Ein Denken in größeren Zusammenhängen, das über den »eigenen Kirchturm« hinausreicht und auch bereit ist, Verantwortlichkeiten zu teilen oder abzugeben. Regionale Arbeitsteilung ist in diesem Zusammenhang ein zentrales Stichwort. Nicht jede Kommune muss alles anzubieten versuchen, ohne es mangels Ressourcen wirklich zu können. Stattdessen könnten die Kommunen innerhalb der Verbundräume auf Spezialisierung und Profilierung setzen: Jeder Einzelne bietet weniger Breite, dafür aber deutlich höhere Qualität im Profil.

Damit diese Arbeitsteilung für Bürger und Wirtschaft wirklich funktioniert und so die Wettbewerbsfähigkeit der Verbundräume nachhaltig stärkt, bedarf es neben einer starken infrastrukturellen Vernetzung vor allem optimierter Mobilitätslösungen – gerade im Hinblick auf die Querung des Rheins innerhalb der jeweiligen Verbundräume. Nur wenn schnell erreichbare Alternativen aufgezeigt werden können, wird die Bündelung von Angeboten auf Akzeptanz stoßen.

Profilierung der Verbundräume – Klarheit im Einzelnen, Vielfalt im Zusammenhang

Die Verbundräume sind als Ebene zwischen der übergeordneten Welterbe-Region und einer auf dieser Ebene wirkenden BUGA 2029 GmbH sowie den einzelnen Kommunen konzipiert. Die Verbundräume sollen klein genug sein, um den Bezug zu den drängenden Problemen in den Ortslagen nicht zu verlieren, und groß genug, um zu deren Lösung auch einen Beitrag leisten zu können. Mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen können sie auch die Profilierung der WelterbeRegion als Ganzes unterstützen. Gerade ihre Vielfalt macht diese so besonders.

Diesen Schwerpunktsetzungen folgt auch die BUGA 2029. Nur wenn es gelingt, unterschiedliche Profile der Ausstellungsbereiche innerhalb eines so großen Raumes deutlich zu machen, besteht die Chance, dass die Besucher diese Bundesgartenschau auch als Ganzes und nicht nur punktuell erfahren wollen – im Rahmen von wiederholten Besuchen oder während eines mehrtägigen Besuchs. Daher sind die Profilierung und die Ausarbeitung neuer Angebote eine gemeinsame Aufgabe für die BUGA 2029 GmbH und alle lokalen Akteure.

Die aus einer Zusammenarbeit in den Verbundräumen entstehenden lokalen Maßnahmen und Angebote unterstützen und begleiten die Wirkung der BUGA. Im Gegenzug setzt die BUGA Impulse für die Zusammenarbeit in diesen lokalen Clustern. Diese stärken die Marke Welterbe Oberes Mittelrheintal und unterstützen die gemeinsame Erzählung und die Notwendigkeit von Welterbe-Projekten.

Investitionen in moderne grüne und verkehrliche Infrastruktur

Mehr noch: Mit den im Zuge der BUGA erfolgenden verstärkten Investitionen in moderne grüne und verkehrliche Infrastrukturen auf Flächen, die das Bild des Welterbes bisher negativ beeinträchtigen, verwandelt die BUGA Entwicklungshemmnisse dauerhaft in Aushängeschilder. Weil sie die im Wortsinn »brachliegende« Stärke des Raums – seine unverwechselbare und außergewöhnlich schöne Kulturlandschaft – inszeniert.

Nur mit dauerhaft bleibenden Infrastrukturen und wirksamen starken Organisationseinheiten wird die BUGA 2029 mehr als ein Strohfeuer. Sie wird einen zwingend notwendigen Wandel in Kommunikation, Handeln und Außenwirkung hervorrufen. Eine starke Organisationseinheit auf regionaler Ebene innerhalb der Welterbe-Kulisse kann dabei eine Regionalmanagement GmbH als Folgegesellschaft der BUGA 2029 GmbH darstellen. Mit Übernahme der Flächenstrukturen der BUGA 2029 durch eine Regionalmanagement GmbH wäre eine übergreifende Organisation gegeben, die dann innerhalb der einzelnen Verbundräume und zur Schärfung der jeweiligen Profile jene notwendigen Maßnahmen durchführt, die das große Puzzle ineinandergreifen und für die Zukunft zusammenhalten lassen.

  • In unserer Serie beleuchten wir auf Basis der Machbarkeitsstudie (PDF 2031, Ergänzung 2029) die Möglichkeiten und Auswirkungen der Bundesgartenschau 2029 im Oberen Mittelrheintal. Bisher erschienen:
  1. Familie Schmidt besucht die BUGA
  2. Impulse für das Obere Mittelrheintal
  3. So war es bei der Landesgartenschau 2008 in Bingen
  4. So war es bei der Bundesgartenschau 2011 in Koblenz
  5. So war es bei der Bundesgartenschau 2015 in der Havelregion
  6. Eine dezentrale BUGA – geht das?
  7. Besonderheiten und Potenziale
  8. Landschaft: Wasser, Wald, Fels und Wein
  9. Die Wiege des Tourismus
  10. Infrastruktur: Fluch und Segen zugleich
  11. Orts- und Regionalentwicklung
  12. Das Unesco-Welterbe
  13. Organisationsmodell und Planungsprozess
  14. Partizipation
  15. Planungsgrundlagen
  16. Ziel- und Erfolgskriterien
  17. Flächenmeldung und Einordnung
  18. Leitlinien
  19. Verbundräume
  20. Auf dem Rhein
  21. Das ganze Tal bespielen
  22. Konzept für die BUGA 2029
  23. Qualifizierung und Auswahl von Schwerpunktstandorten und -projekten
  24. Standorte im Nördlichen Tal
  25. Standorte im Zentralen Tal
  26. Standorte im Südlichen Tal
  27. Mobilitätskonzept
  28. Veranstaltungskonzept
  29. Touristische Infrastruktur
  30. Weitere Projektideen
  31. Was bleibt?

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